Redirected

von Bodo Jentzsch, Jens Heitjohann, Steffen Popp
Orte: Mousonturm Frankfurt, ZMI Giessen, Messe Offenbach und im Internet

Das Projekt untersuchte in mehreren Etappen Schnittstellen zwischen realem Körper und virtuellem Raum sowie realem Raum und virtuellen Körper anhand des Erschaffungsprozesses von vier virtuellen Figuren (AgentP, Beast24w, drDONGLE und javajane). Diese Avatare vertreten jeweils die netzbezogenen Themen Gewalt, Therapie, Sex und Wissen.

redirected #1 : PING versammelte Material und Ideen zu den Themen (19. September – 17. Oktober) und gebar die virtuellen Identitäten in einer interaktiven Rauminstallation am Künstlerhaus Mousonturm im Rahmen des Festivals plateaux – Internationale junge Theaterregie (23. – 26. Oktober).

redirected #2 : AWAY FROM KEYBOARD verlieh den virtuellen Figuren Stimme und Story durch einen interaktiv beeinflußbaren Audiostream der am Zentrum für Medien und Interaktivität im Rahmen des Kongreßes „Grenzen der Interaktivität“ (14. November, Margarethe-Bieber-Saal, Giessen, 20-01 Uhr) erzeugt wurde, nämlich von unseren vier Erzählperformern Jules Buchholtz, Irina Nemecky, Wolfram Sander und Philipp Schulte.
Im Oktober 2004 erschien eine Aufsatz über diese Performance von Helga Finter: Cyberraum vs. Theaterraum – Zur Dramatisierung abwesendender Körper. In: Christoph Bieber, Claus Leggewie (Hg.): „Interaktivität. Ein
transdisziplinärer Schlüsselbegriff“. Campus Verlag, 2004. Band 1 der Reihe „Interaktiva“. Bezugsquelle: Amazon

redirected #3 : GIFT ECONOMY beim Festival der jungen Talente (Messehallen Offenbach, 20.-23. November) wollte die Figuren auf die Reise schicken, widmete sich dann aber den aufkeimenden Studenteprotesten gegen Studiengebühren in Hessen.

redirected #4 : INTERSHOPZONE wollte die Avatare in einer spielcasino-artigen Rauminstallation/Performance in kontrollierbare Aktion versetzen. Dieses Projekt blieb Utopie.

Material

Der Fehler in der Strategie des Feindes ist jetzt offenkundig – Die Strategie beruht auf maschinell programmierten Vorgängen, und das können wir umprogrammieren – Sie benutzen den Körper quasi als „Weiche Schreibmaschine“, auf der sie einen Code eintippen – Die Maschine kann die Instruktionen nur wiederholen und keine Eigeninitiative entwickeln – Der Vorgang ist technisch sehr kompliziert – Nehmen wir z. B. eine Fotomontage – Sie macht eine Aussage in flexibler Bildsprache – Die Aussage einer solchen Fotomontage wollen wir einmal X“ nennen – Zur Definition der verschiedenen Aspekte von X“ können wir X Worte, X Farben, X Gerüche, X Bilder usw. verwenden – Jetzt geben wir X“ in den Computer ein, und „X“ gibt uns ein Raster von entsprechenden Farben, Kombinationen, affektgeladenen Bildern usw. – Wir können X“ abschwächen oder konzentrieren, indem wir Elemente herausnehmen oder hinzufügen und diejenigen Faktoren in die Maschine eingeben, die wir in konzentrierter Form haben wollen – Ein Techniker lernt dadurch, in Assoziationsblöcken zu denken und zu schreiben, die er nach den Gesetzen der Assoziation und Kombinatorik manipulieren kann – Das elementare Gesetz der Assoziation und Konditionierung ist sogar in Amerika jedem College-Studenten geläufig: Ein Gegenstand, Gefühl, Geruch, Wort oder Bild, in Verbindung gebracht mit einem anderen Gegenstand, Gefühl, Geruch, Wort oder Bild wird mit diesem assoziiert – Unsere Techniker lernen also, Zeitungen und Zeitschriften nicht nach deren angeblichem Inhalt zu lesen sondern nach dem Layout, nach der Anordnung benachbarter Aussagen – Diese Aussagen fassen wir in Kombinations-Formeln zusammen –

William S. Burroughs: Nova Express